Palmsingen
In Erinnerung an den Einzug Jesu in Jerusalem wird am Sonntag vor Ostern, dem Palmsonntag, vor dem Hochamt die Palmweihe vollzogen. Da es bei uns keine echten Palmzweige gibt, greift man auf den immergrünen Buchsbaum zurück, der auf einem Palmstock gebunden wird. Bis auf ein wenig buntes Papier war eine aufwendige Dekoration der Palmstöcke ist aus Stadtlohn in früheren Zeiten nicht bekannt und ist erst in den letzten Jahrzehnten üblich geworden. Die Herstellung der Palmstöcke war Aufgabe des Familienvaters, der dazu bevorzugt einen Zweig der Tollkirsche nahm. Zweige des geweihten Palms wurden hinter das Kreuz und die Weihwasserbecken im Haus gesteckt. Nach Ablauf eines Jahres wurde der alte Palm nicht weggeworfen, sondern verbrannt. Eine lange Tradition hat der Umzug der Kinder, die mit ihren Palmstöcken von Haus zu Haus ziehen und Süßigkeiten sammeln. Ähnlich wie in anderen Orten wird dabei gesungen.

„Palm, Palm, Poosken,
loot den Kuckuck groosken,
loot de Vögel singen,
loot de Büel klingen,
loot de Jungs noo Schoole goohn,
loot se flietig leeren,
dann wärd se groote Heeren.“
Noch heute werden verbreitet Palmstöcke gebastelt und mit zur Kirche gebracht. Das Singen des traditionellen Palmsonntag-Liedes wurde vom Stadtlohner Heimatverein wieder eingeführt und findet unter Leitung des „Kiepenkerls“ am Marktbrunnen statt. Nach dem Singen erhalten die Kinder als Belohnung ein Plätzchen in Form eines Osterhasen an den Palmstock gehängt.
„Bäiern“ in Stadtlohn
Zu Silvester/Neujahr, Ostern, Pfingsten und Weihnachten wird in Stadtlohn der Brauch des „Bäierns“ gepflegt. Beim „Bäiern“ werden die Glocken nicht schwingend geläutet, sondern die Klöppel in einem vorgefassten Rhythmus gegen die Wände der ruhig hängenden Glocken geschlagen. Nachdem dieser Brauch früher weit verbreitet war, geriet er vielerorts im Laufe der Zeit in Vergessenheit. In Stadtlohn wurde er 1934 mit der Installation eines elektrischen Läutewerkes eingestellt.
Im Jahre 1977 wurde das „Bäiern“ auf Initiative des Stadtlohner Heimatvereins wieder eingeführt. Das Amt des Läuteküsters oder „Bäiermanns“ vererbte sich in Stadtlohn seit dem 18. Jahrhundert bis heute in der Familie Demes. Bereits 1739 steht im Sterberegister von St. Otger: „Joan Gerd Deemes ex civitate zeit Lebens gewesener Beyermann“ (gest. 26.5.1738). Im 19. und 20. Jahrhundert übten Wilhelm Demes (1860-1930), sein Sohn Hermann Demes (1887-1953) und dessen Sohn Wilhelm Demes (1922-1984) diese Tätigkeit aus.
Beim „Bäiern“ braucht man in der Regel drei oder vier Glocken. Der „Bäiermann“ sitzt unter dem Glockenstuhl des Kirchturms auf seinem „Bäierstohl“ und arbeitet wie ein Organist mit Händen und Füßen. Er benutzt jedoch keine Tastatur wie bei der Orgel oder bei großen Glockenspielen, sondern zieht bzw. tritt (mit Pedal) die mit den Klöppeln verbundenen Seile und Ketten.
Die Art und Melodie des „Bäierns“ waren in den verschiedenen Pfarreien unterschiedlich. In Stadtlohn spielt der „Bäiermann“ mit drei Glocken in vier „Paosen“ oder „Tuuren“. Er beginnt mit der kleinen Glocke, dann folgte die mittlere, danach die kleine und die große, und zuletzt alle drei in der Abfolge 3-2-3-1. Dadurch entsteht eine eigentümliche, schnell wechselnde Tonfolge ähnlich wie bei einem Glockenspiel, doch ostinatoartig ohne eigentliche Melodie.
(vgl. Wilhelm Elling: Bäiern in Stadtlohn. In: Ulrich Söbbing (Red.): Auf Dein Wort hin – 1200 Jahre Christen in Stadtlohn. Stadtlohn 2000. S. 487-491)
Plattdeutsch
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